Pressestimmen

Spielerische Leichtigkeit

Ensemble Cordanches in der Musik- und Kunstschule

NW von Heide Schmidt

Bielefeld. ,,Hach, wie schön.“-,,Ja, das war wunderbar.“Zwei Zuhörerinnen sprachen beim Hinausgehen aus, was das Publikum bewegte. Das Programm ,,Volles Rohr“ hiel, was es versprach: Rohre( Rohrblasinstrumente) voller schönster Töne, Hörgenuss und Lebensfreude.

Mit Heitor Villa-Lobos‘ (1887-1951) ,,Trio für Oboe, Klarinette, Fagott“ eröffnete das Ensemble in kleiner Besetzung das Konzert. Der erste Satz bestach durch klare, anhaltende Töne, schnell, lebendig und unvermischt. Das Publikum appllaudiete begeistert. Jens Ubbelohde nutzte die unfreiwillige Pause, um in das Konzert einzuführen. Das Trio und das Quintett op 43 für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott von Carl Nielsen (1856-1931) sind fast zeitgleich 1921/22 entstanden und rahmen das ,,Divertimento Nr.2 KV 439b“ (Mozart) ein.

Drei Komponisten, drei eigene, unverwechselbare Musiksprachen. Dem Ensemble gelingt es, in seinen Interpretationen die Besonderheiten der  einzelnen Sprachen umzusetzen. So dialogisiert im zweiten Satz des Trios ein schwermütiges Fagott (Tilman Cardinal von Widdern) mit einer fröhlichen Klarinette (Jens Ubbelohde) und einer fragenden Oboe (Martina Buchholtz-Suzuki). In vielen kleinen Soli erzählt jedes Instrument seine Geschichte. Sie treffen sich in einem spannungsvollen Klang, akzentuierten Rhythmen, doch die klare, sehr genaue Tonalität der einzelnen Instrumente bleibt erhalten.

Ganz anders klingt Mozart. Ob ein melodisches Allegro, tänzerisch-fröhliche Menuetts oder ein klagendes Larghetto voller Gefühl; Oboe, Klarinette und Fagott transportieren ein harmonisches Ganzes mit vielen Farben und Charakteren.

In voller Besetzung mit Wildtrud Pemsl (Flöte) und Hartmut Welpmann (Horn) interpretierte das Ensemble Nielsens Quintett. Es sind nicht mehr viele kleine Soli wie bei Villa-Lobos, hier hat jedes Instrument seinen Solopart, und sie wurden mit Bravour interpretiert. Wieder bestach das Zusammenspiel, das gleichzeitig auch Raum für die Stimmen der einzelnen Instrumente ließ. Sie spielten ,,volles Rohr“ mit Perfektion und ungewöhnlicher Leichtigkeit. Das Publikum dankte mit viel Beifall und bekam eine Zugbe.

Klänge aus der Ewigkeit

Mit einem Hauch Swing und Salon: Olivier Messiaens Endzeit-Quartett in der Oetkerhalle

Neu Westphälische von Michael Beugold

Olivier Messiaens,, Quartett für das Ende der Zeit“ steht nach Besetzung, Satzanlage und programmatischem Gehalt als Kammermusikwerk einzigartig da. Entstanden ist es in deutscher Lagerhaft im Kriegswinter 1940/41 und vor 5000 Mitgefangenen uraufgeführt. Inspiriert vom apokalyptischen Engelswort, es solle hinfort keine Zeit mehr sein, aus der Johannes-Offenbarung, hat der Mystiker-Avantgardist Messiaen seine ureigene Klangsprache aus Modi-Tonreihen, ajourierten indischen Rhythmen, Farbklängen und Vogelstimmen in eine himmlische Endzeit-Vision und Ewigkeitsverheißung umgesetzt.

Klasse, wenn sich so engagierte Musiker zusammenfinden und an die 50-minütige Aufführung wagen wie jetzt im kleinen Saal der Oetkerhalle unter dem Logo der Bielefelder Musik- und Kunstschule. Der dort lehrende Jens Ubbelohde (Klarinette), seine frühere Kollegin Michèle Gurdal (Klavier), das vielgelobte Bielefelder Gewächs Anna Heygster (Violine) und deren jetzige Orchesterkollegin Vera Milicevic (Violoncello) bildeten  ein Ensemble, das sich spieltechnisch überlegen, mit ebenso viel Klangsinn wie interpretatorischer Sorgfalt auf das Bedeutungsspektrum des Achtsätzers eingelassen hat.

Gekonnte Abstimmung und Ausdifferenzierung waltete im vielschichtigen Aufriss der,, Kristallenen Liturgie“ und der ,,Regenbogen“- Sätze, wo Pianistin Gurdal mit vorbildlich austarierter Anschlagskontur und Pedalverhüllung durch die Akkordverschiebungen glitt. Das unglaublich heikle Vierer- Unisono  im ,,Tanz der Raserei für die sieben Posaunen“ hatte die nötige Präzisionswut und gemeißelte Härte, derweil Klarinettist Ubbelohde sein vielminütiges Solo ,,Abgrund der Vögel“ in wunderbar nuancierter Ausdrucksfülle anstimmte.

Verblüfft gewahrt man im 4. Satz, der Keimzelle und Zwischenspiel ist, einen nie gehörten Hauch Swing und Salon in der Messiaenschen Spiritualität. Eine Herausforderung für sich bilden die zwei auf unendliche Ruhe  angelegten, raumgreifenden Lobgesänge auf die Ewigkeit Jesu: Cellistin Vera Milicevic füllte den  ihrigen mit eleganter tonschwingender Schönheit; im Geigenspiel von Anna Heygster waren Klang und Haltung meditativ vertieft und nahmen die Hörer ausklingend entrückt mit himmelwärts. Eine reich beklatschte Begegnung.

Jens Ubbelohde und Michael Kravtchin nehmen ihre erste gemeinsame CD auf.

Bielefeld: Es ist erst ihre erste gemeinsame CD. Jens Ubbelohde (Klarinette) und Michael Kravtchin (Klavier) nennen die Klassikaufnahme nach ihrem ,,Duo Contrasts“. Aufgenommen in der Musikhochschule Detmold präsentieren Ubbelohde, der an der Musik- und Kunstschule Bielefeld unterrichtet und Kravtchin, Kulturpreisträger der Stadt Kassel, ihre CD in einem Konzert im Pianohaus Kemp.

Die beiden Berufsmusiker widmen sich auf ihrer CD vorzugsweise deutschen und französischen Komponisten wie Carl Maria von Weber, Claude Debussy, Francis Poulenc, Bohuslav Martinu und als Ausnahme den Schweden Ingvar Lidholm. Die beiden renomierten Künstler schöpfen auf der CD die klanglichen Möglichkeiten ihrer Instrumeente gekonnt aus, beherrschen das leidenschaftliche Zusammenspiel…

aus: Westfalenblatt bi, nov. 2009